Verstärker SYNOLA SE 509
EL / PL 509 - SE-Verstärker von Reinhard Seyer


Hallo Jogi,
hier also der von Dir lang erwartete Bericht mit Unterlagen zum Synola SE 509 Verstärker:

Über Paravicini Schaltungen war ich im Nachbarforum in Kontakt mit Uwe Menrath gekommen.
Ich konnte ihm den Plan des Enhanced Mode Amps samt Beschreibung aus einer englischen HiFi Zeitung anbieten:
Hier der Link auf eine PDF-Datei mit den Daten des Amps von Tim de Paravicini
Dafür hatte Uwe M. Unterlagen des Engländers mit dem italienischen Namen aus der Studiotechnik für mich, natürlich auch unter Verwendung der 509 Familie. Sehr bald kamen wir natürlich auch auf die Svetlana-Danielak Schaltung und Machbarkeit zu sprechen. Uwe M. errechnete einen Übertrager mit einem RA von 3,5 KOhm, so daß wir uns auf der Mitte der Danielak Angaben von 2,4 bis 4,8 KOhm bewegten. Unsere 4 Übertrager konnten recht günstig über meinen damaligen u. letzten Arbeitgeber geordert werden.
Dann passierte lange Zeit nichts! Ich z. B. hatte noch meine Probleme im Netzteil mit dem 845er Amp.

Uwe M. plante, Danielak Konzept mit E/PCL 86 an Stelle der 82 zu bauen. Über seine Erfahrungen mag er sicherlich selbst noch berichten. Meine Grundlage war die Handskizze meines Lieferanten Toenjes vom D&T Labor :


Diese Skizze war mal Anregung für den 6C33B Verstärker, kam aber seinerzeit nicht zum Zuge. Woher dieser Plan kommt, wissen die Götter - Herr Toenjes weiß es auch nicht mehr! - Ähnlichkeit mit dem Sun Audio-Plan ist vorhanden, erweitert um den Kathodenfolger. Mir imponierte das Fehlen eines C nach der 1. Stufe. Die 220 Volt-Ausgangsspannung am Kathodenfolger schien mir noch zu hoch und erwartete Korrektur.

Ein Mono - Probeaufbau brachte folgendes: Vorgehen nach Plan: - Brummbrumm mit zuviel Verstärkung. Entfernen des Kat.-C.: sauber u.klar, allerdings nicht viel Kawumm u. höhenlastig. Die Wahrheit schien also in der Mitte.
Ich experimentierte daher mit verschiedenen Möglichkeiten , den Kat.-Widerstand nur teilweise zu überbrücken.
Dabei tauchte er dann das 1. Mal auf: Der wunderbare Klang dieses Verstärkers, der mich und andere Zuhörer so fesselt.
Nach weiterer Optimierung, nur nach Gehör, ein Oszi war bereits vorhanden, in der Handhabung war ich mir aber noch nicht sicher genug, stand die Schaltung für einen Bau in "Reinschrift".

Damit erschien ich zur Vorführung bei Gerd Reinhöfer in Meuselwitz, eigentlich noch mit unklarer Zielsetzung.
Wir haben an diesem Sonnabend mit Hörproben leider viel Zeit verschwendet. Im Vergleich mit seinen Projekten machte dieser Amp doch immerhin eine recht gute Figur. Auf dem Meßtisch allerdings mußte er Farbe bekennen: Mehr als 4 Watt waren nicht drin, eine doch recht dürftige Ausbeute für eine 35 Watt Tetrode! Also war nachbessern angesagt.

Jetzt müßte der Satz fallen: "Nach zähem Ringen ist es mir gelungen usw". - Hier ist die Antwort schlichter und kurzgefaßt, aber es brauchte immerhin doch ca. 5 Monate:
Die halbe 6SN7 reichte nicht aus, unter Vollast G2 der 509 durchzusteuern. Sie wurde also parallel geschaltet, die dann fehlende Verstärkung der 2. Stufe mit Elko an der Kathode der ECC 81 wettgemacht. Nächster Schritt: Verzicht auf diesen Elko und Einpassen der ECC83 als 1 Stufe. Da die 6SN7 sowieso parallel läuft, kann sie sicher durch eine platzsparende ECC82 ersetzt werden. Wenn man jetzt auch noch konsequent den Widerstand von 330 Ohm nebst Elko an der 509/519 durch eine neg. GV von rund 30 Volt minus ersetzt, befindet sich kein einziger Kondensator mehr im Signalweg.
Mit diesen Maßnahmen schaffte ich einen sauberen Sinus, (mittlerweile oscar-erprobt:) bis zum G2 der 509/519 unter Vollast.
Zwischenzeitlich hatte ich mich auch mit dem Svetlana-Danielak-Plan beschäftigt, war aber aus klanglichen Gründen bei meinem Entwurf geblieben, obwohl ich hierfür eine Röhre mehr brauche.
Die Anpassung eines Übertragers an die 509 wollte absolut nicht gelingen! An diesem Punkt steckte auch Uwe Menrath fest.

Vielleicht glaubten wir auch zu lange Danielaks Angaben als unumstößlich. Irgendwann an einem späten Sonntagabend wurde probiert, was passieren würde, wenn man den 8 Ohm Anschluß unseres 3,5 KOhm RA Übertragers nur mit 4 Ohm belastet? Die sich einstellende Primärimpedanz von RA 1,75 KOhm führte zu einer sauberen Sprechleistung von 8-10 Watt am Dummy Load. Damit bewegt sich die 509/519 im durchaus üblichen Rahmen von 25% der Anodenverlustleistung wie andere Enttrioden in SE auch.

Übertrager mit diesem Wert waren bei Gerd Reinhöfer vorhanden. Ein passender Netztrafo, der das Heizen dieser 509er Röhren sowohl mit 40, als auch mit 6,3 Volt ermöglicht, wurde gefertigt. Der Übertrager wurde kurze Zeit später geringfügig modifiziert, damit noch besser an die 509 angepaßt und heißt jetzt 53/509 im Reinhöfer-Katalog.

Auf dem Markt gibt es sicherlich eine Menge Hersteller mit der Fähigkeit, einen Übertrager mit dieser Impedanz zu wickeln. Gerd Reinhöfer war aber mit an der Entwicklung dieses Amps beteiligt. Er hat sozusagen den "Vorsprung durch Technik". Seine Übertrager stehen quasi im Regal bereit.

- Ich bitte hier, diese Bemerkungen nicht als Schleichwerbung zu benutzen. So robust die 509er Röhren auch sind, umso mimosenhafter benehmen sie sich, wenn es um die Anpassung des richtigen Übertragers geht, wie wir erfahren mußten!

Zur Information: Der im pdf-File (Link s. oben) abgebildete raffinierte Schaltplan der Firma EAR des Herrn Paravicini mit der 509 ist jedermann zugänglich und darf nachgebaut werden. P. weist aber ausdrücklich daraufhin, den Original-Übertrager zu verwenden. P. reklamiert für seine Konstruktion ca. 13 Watt Sprechleistung, verwendet aber auch eine wesentlich höhere Betriebsspannung von über 500 Volt.

Zurück zum Synola, es wurden 2 Typen gefertigt. Ein Modell steht in Meuselwitz.
Mit dem 2. unternahm ich zahlreiche Hörversuche, u. a. auch im Freundeskreis und kam zum folgenden Schluß:

Das Konzept mit der 509 in Enhanced Mode ist allen mir bekannten 300B oder auch 2A3 Konstruktionen klanglich haushoch überlegen. Punkt. Im Preis- Leistungsverhältnis sowieso. (Noch)

Es ist mir durchaus bewußt, dass diese Aussage den Auftritt der Röhrenpolizei nach sich zieht und ich mit Repressalien rechnen muß.... ;-)

Um diese These zu erhärten, bat ich in Hamburg drei mir bekannte Hifi - Händler um Beurteilung und überließ ihnen jeweils für 1-2 Tage das Gerät. Die Reaktionen waren überraschend positiv. Zwei Händler waren der Meinung, das Gerät durchaus verkaufen zu können. Einer hatte allerdings Bedenken wegen der grünen Farbe und bat hier um Änderung. (Der woman- akceptanz factor- schlug zu.)
Es entstand also die geschliffene Edelstahl-Variante zusätzlich.


Behördlicherseits tat ich alles, was in Deutschland nötig ist, diese Kleinserie herzustellen.

Der Preis des Bausatzes + mein Chassis + meine Fertigung + Händlerkalkulation + Mehrwertsteuer schraubten das Gerät aber derartig in die Höhe, daß eigentlich nur eine kleine Minderheit als Käufer infrage kam.

Diese highfidele Klientel, so habe ich den Eindruck gewonnen, ist nicht unbedingt daran interessiert, was die Röhren sagen, sondern kaufen die Geräte nach dem Hören sagen. Image ist gefragt!

Obwohl Edelstahl geschliffen, (damit keine Fingerspuren zu sehen sind) tauchte der Wunsch nach Chrom auf, die Reglerknöpfe kann man auch besser gestalten - warum keine vergoldeten Cinch-Buchsen, bessere Gummifüße müssen her, ein Logo muß dran- usw.

Das nächste Bild zeigt die geschliffenene Edelstahl-Variante mit dem gewünschten Logo:


Es wären alles Maßnahmen gewesen, das Gerät zu verteuern, ohne daß sich wesentliches ändert.
Diese Image Taste wollte ich nicht bedienen und mich als Rentner dermaßen beugen.

Es schien auch so, daß innerhalb der Vorführketten mein Verstärker das schwächste Glied, und ich bei Störungen die erste Anlaufstelle war. Dabei durfte ich dann immer feststellen dass das Cinch - Kabel defekt war, ein frischausgepackter CD Spieler an einem anderen Verstärker die gleichen Effekte auslöste usw.

Kurzum, ich holte zum Jahresende die Geräte zurück, beendete dadurch die Zusammenarbeit nach 1 1/2 Jahren und stelle hiermit den ebenso einfachen wie trivialen Schaltplan Jogis Röhrenbude sowie dem Forum zur Verfügung:




Bei Verwendung von zwei EL 509 / 519 werden die Endröhren an die 6,3-Volt-Wicklung gelegt. Die Heizung der beiden ECC erfolgt dann aus der 40-Volt-Wicklung in dieser Art:
Sie werden seriell, Kontakte 4 und 5 beschaltet, verbrauchen also 2 x 12,6 = 25,2 Volt. Wir bieten 40 Volt, müssen also 40 - 25,2 = 14,8 Volt "vernichten".
14,8 / 2 = 7,4 Volt, 7,4 / 0,15 A Strombedarf - Ergebnis: Wir brauchen zwei Widerstände von 47 Ohm von den Zuleitungen des 40-Volt-Anschlusses zu den Röhren (s. oberster Teil im Netzteilschaltungs-Bereich). Die Belastung dieser Widerstände ist mit 2 Watt mehr als ausreichend.
Zwischen den Röhren greift der Spannungsteiler, der die Heizung auf ca. 100 Volt hochzieht, um die Uf/K nicht zu verletzen.
Diese Maßnahme erwies sich im Nachhinein als nötig, da sonst sonst die Spannungspotentiale in der Endröhre zu hoch werden.
Sie werden aber selten in der Lage versetzt sein, so vorzugehen - denn die P-Röhren sind wesentlich gängiger und preiswerter zu beschaffen. Doch bei Einsatz der neuen EL509 - Typen EL509-II von Svetlana und EL509 von JJ im Oktalsockel ohne Anodenkappe ist so vorzugehen.
Das folgende Foto zeigt diese beiden Neuentwicklungen, die von BTB angeboten werden:


In diesem Zeitraum habe ich bei den Händlern einige Hörproben miterlebt. Es wird nach einiger Zeit zermürbend, dauernd vergleichenden Hörerlebnissen mit irgendwelchen nichtssagenden, aber gut aufgenommenen Musikwerken zu lauschen. Es ist immer die gleiche Musik, die keinem wehtun darf, leichte klassische Werke, Barockmusik auf alten Instrumenten, Mainstream Jazz, vorwiegend in kleiner Besetzung etc.
Der Synola SE 509 machte dabei eigentlich immer eine gute Figur, gleich welcher Lautsprecher bedient wurde. Sogar an Magnetostaten hab ich den Amp erlebt.

Eines frühen Vormittags liessen wir den Synola einmal gegen Jadis Orchestra antreten. Es war der französischen Diva wohl noch zu früh, sich mit ihren edlen Teilen gegen einen Verstärker mit banalen u. schnöden Fernsehröhren zu messen. Sie wirkte matt u. lustlos. Nach einer Weile brachen wir ab und erklärten den Synola SE 509 zum Punktsieger.

Einmal brach ich die Regel des hörtechnischen Mittelmaßes und erschien mit Schostakowitsch, 5. Sinfonie, nahm die letzten 2 Minuten des sanften Largos und ließ dann den 4. Satz 10 Minuten durchlaufen, ohne die Lautstärke zu ändern. Es war verdammt laut! Disco + Techno ist nichts dagegen! - Am Ende meinte der Händler dann ganz dröge (trocken) "Nachgeben wollte keiner." Beteiligt waren Boxen der Firma HGP, angegeben mit 90 dB 6 Ohm (Mandela o ä.)
Die haben mir gefallen, deshalb erwähne ich sie hier. Nach einem Kaffee beendeten wir die Sitzung in gleicher Lautstärke mit dem Blues-Barden Luther Allison-Titeln "Put your money ~ in your...", rec. Montreaux 1974-76, mit "Bad News are Coming" u. a.
Ich wollte damit nur sagen: Diese Röhre kann auch mit 8 Watt Leistung richtig losbrüllen und Krawall machen, ohne einzuknicken. Ein Allesfresser, wenn man so will, akribisch und unbestechlich, (Zitat eines Freundes ) vorausgesetzt, die Lautsprecher spielen mit. 90 dB sollten es wohl schon sein.

Hier kurz noch etwas zum Aufbau: Ich baue mit zentralem Massepunkt am Lade- und Siebelko. Von dort mit 0,1 uF + 100 Ohm ans Gehäuse und Schuco. Einmal Masse zur ECC83, über die Potis weiter zu den Eingängen. Je einmal Draht zwischen ECC82 und der 509. Nächste Verbindung nur über die Siebelkos der Vorröhren, usw.


Bisher hab ich die ECC82 mit der Heizung immer hochgehängt, weil die Vorgängerin 6SN7 mit UF/K 100 V es erforderte.
U. U. ist es nötig, mit irgendeinem Kondensator diesen Punkt gegen Masse zu erden, falls es krisselt. Eine Heizung der ECC83 mit Gleichstrom ist nicht erforderlich.
Die PL 509/19 werden parallel an 40 Volt, eine Seite an Masse gesetzt, beheizt. Entbrummen ist nicht nötig.
Probleme tauchten kürzlich bei mir auf, als ich versuchte, EL509 zusammen mit den hochgelegten ECC82 zu befeuern. Obwohl die 509 einen Uf/K von 220 Volt haben, fühlt sie sich hierbei nicht wohl, sie schlingert, brummt u. vibriert. Sie möchte eben einen Heizfaden an Masse haben. Dann gönnen wir ihr das und speisen die ECC82 aus der dann nicht benötigten 40 Volt Spannung und drücken den Überschuß mit 2 Widerständen von 47 Ohm, 2 Watt am Anfang u. Ende der Kette weg (s. auch weiter oben im Text). Oder, aber das habe ich noch nicht probiert - wir versuchen, die 82 ohne Hochlegen zu betreiben. Diese Frage ist eigentlich nur in Hinblick auf die neuen EL 509 mit Oktalsockel von Bedeutung. Aber, solange es preiswerte PL Röhren gibt....

Zum Schluß hier doch noch 2. Schwachpunkte der 509er Röhre:
  • 1. Ich halte den Draht im Sockel für zu dünn. Der Kontakt könnte besser sein. Welche Fassung Sie auch nehmen (und ich habs bisher immer erlebt), es brummt irgendwann im LS. Dann bitte den Zeigefinger vorsichtig auf die Porzellankappe des Anodenanschlusses und den Sockel in der Fassung etwas bewegen. Mit Kontaktspray o. ä. nachhelfen, falls es häufiger passiert.


  • 2. Weil die Röhre arg mikrofonisch ist, erfordert der Amp eine feste Unterlage weitab von den Lautsprechern, aber das ist für Röhrenfreak sicherlich nicht Neues.
  • Hier noch der übliche Satz: Falls Fragen - Kritik und sonstiges : rwp Punkt seyer Aett gmx Punkt de

    Dank an dieser Stelle noch einmal an Uwe Menrath für den Erfahrungsaustausch und besonderen Dank an Gerd Reinhöfer für seine Begeisterung, sein Engagement und die Geduld!

    An diesem Tag, im Januar 2005,
    Reinhard Seyer

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    In einem Beitrag im Forum schrieb Uwe Menrath folgendes:

    Hallo,
    da mein Name in Reinhards Beitrag einige Male genannt wird, ein paar Anmerkungen meinerseits (in der stillschweigenden Hoffnung auf Reinhards Einverständnis):

    Die Idee, in meinem Verstärker eine PCL 86 anstelle der ECL 82 aus Danielaks Originalentwurf einzusetzen, kam mir mit der überlegung, hiermit eine "modernere" Röhre zu verwenden, die zuhauf in meinen Kisten lag. Die niedrigere Heizspannung vereinfachte den Heizkreis, die PCL 86 konnte problemlos mit der EAM 86 und der PY 82 in Reihe geschaltet und an die vorhandene 40-Volt-Wicklung für die Endröhren mit einem kleinen Serienwiderstand leicht angpasst werden. Zudem versprach die höhere Verstärkung deren Triode, eine kräftigere Gegenkopplung einsetzen zu können. Allerdings muss diese Triode neben der gesamten Spannungsverstärkung auch einen größeren als den am Schirmgitter der PL 519 benötigten Pegel bereit stellen. Und genau das, so dachte ich dann, eine halbe ECC 83 nicht! Hierfür ist wohl ihr Durchgriff zu klein. Nach Umrüstung auf PCL 82 klappte es mit dem Pegel problemlos, deren Triode hat einen ausreichend hohen Durchgriff für große Signalpegel an der Anode. Dass der Serienheizkreis PY 82 - EAM 86 - PCL 82 jetzt mit etwa 1,5 V zu wenig "gefüttert" wird, ist verschmerzbar.

    Bei meinen Untersuchungen zu diesem Enhanced-Triode-Verstärker, die ich mit Reinhard in jeder Phase intensiv diskutierte, stellte sich eine starke asymmetrische Abplattung des Anodensignals der PL 519 bereits bei recht niedriger Aussteuerung ein. Anfangs war die erzielbare Ausgangsleistung an einem Ra von 3k5 mit etwa 5 Watt doch recht mager, v.A. gemessen an der eingesetzten Gesamtspeiseleistung. Die Abplattung betraf die negative Signalhalbwelle. Bei der Darstellung sowohl des Steuersignals am Schirmgitter als auch des Anodensignals auf dem Zweikanaler in absolutem Maßstab fand ich, dass sie genau dann auftrat, sobald das Schirmgitter etwa 10 - 20 Volt positiver als die Anode war. Des Rätsels Lösung war folglich die Stromübernahme des Schirmgitters! Die Aussteuerung wurde also nicht durch die Stromlieferfähigkeit der Endröhre, sondern durch deren maximale Spannungsabgabe begrenzt. Die Lösung konnte folglich nur sein, die maximale Signalspannung durch Erhöhung der Anodenspannung und durch Erniedrigung des Schirmgitter-Ruhepotentials zu vergrößern - beides habe ich durch einen kleineren Katodenwiderstand erreicht -, sowie die Lastimpedanz zu verkleinern. So entstand der Gedanke, eine Last von 4 Ohm an die 8-Ohm-Klemmen des zunächst verwendeten Ausgangsübertragers zu legen. Schließlich orderte ich bei Gerd Reinhöfer zwei Übertrager 53.36, welche primärseitig mit 1,7 kOhm für drei EL 84 in Parallel-Single-Ended-Betrieb ausgelegt sind und daher auch der PL 519 sowohl in der Anpassung als auch in der Strombelastbarkeit gut entsprachen. Auf meinen Wunsch, meine Lautsprecher erfordern dies, wickelte Gerd die Sekundärseite jedoch für 4 statt für 8 Ohm.

    Zusammenfassend gilt, dass mich die Arbeit an diesem Entwurf sehr viel weiter gebracht und die Investition an Zeit und Material sich durch ausgezeichnete klangliche Eingenschaften mehr als bezahlt gemacht hat.

    Ich beglückwnsche Reinhard zu seinem Entwurf, der im Vergleich zu meinem an Danielak angelehnten deutlich mehr Eigenständigkiet besitzt, und ebenso zu seinem Design, welches in der Tat einen größeren WAF gegenüber meinem hier schon mal als "Eisenzeit"-Verstärker bezeichneten Gerät einheimsen können dürfte. Allerdings rätsle ich, weshalb Reinhards ECC 83 anscheinend problemlos ausreichend Pegel aufbringen kann im Gegensatz zu meinen PCL 86. Ich werde wohl der Sache insoweit nachgehen, dass ich nochmals einen Kanal auf PCL 86 umbaue und neu vermesse.

    Sollte nun Gerd gar einen Bausatz nach Reinhards Entwurf herausgeben, kann ich nur jeden, auch und gerade einen Anfänger, ermutigen, sich anhand dieses Geräts in das Vergnügen der Audiotechnik mit Röhren zu stürzen. Der Erfolg ist, korrekter Aufbau vorausgesetzt, gesichert, die Mühe wird mit einem ausgezeichnet und akkurat klingenden Gerät fürstlich belohnt!

    Beste Grüße
    Uwe

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    Inzwischen sandte mir Reinhard Fotos des Synola 509 mit den neuen russischen EL509 zu:




    Die oben beschriebene Beschreibung von Reinhard ist die eine Geschichte, wie es zu dieser Schaltung, zu diesem Amp kam.
    Nun hatte Reinhard mir auch eine Funktionsbeschreibung zugesandt, die auf die Eigenarten der Schaltung eingeht.


    Schaltungsbeschreibung Synola SE 509 Enhanced

    Die Röhren 509 bzw. 519, Höhepunkt und Abschluß der Röhrentechnik zugleich, sind sehr robuste Beam Power Tetroden, die in der ersten Generation der Farbfernsehgeräte ihre Standfestigkeit in der Horizontal-Ablenkstufe bewiesen haben.
    Für Audio Zwecke in herkömmlicher Schaltungsart sind sie auf Grund ihrer Konstruktion nur bedingt zu empfehlen.
    Beim Synola SE 509 werden sie so beschaltet, daß sie sowohl mit triodenähnlichen Eigenschaften überzeugen, als auch auf Kondensatoren im Signalweg jeglicher Art und Preisklasse verzichtet werden kann.
    Im Verstärker befinden sich nur noch Kondensatoren im Netzteil als Lade- und Siebkondensatoren zur Glättung des Wechselstroms.

    Beim Synola SE 509 Verstärker handelt es sich um einen dreistufigen Eintaktverstärker, bei dem in der letzten Stufe, der Endröhre also, die Funktionen des Schirmgitters mit dem Steuergitter vertauscht wurde. Steuergitter und Kathode sind so eingestellt, daß ein konstanter Stromfluß erreicht wird, die Röhre also in Klasse A arbeitet.
    Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Schirmgitter-Modulation oder auch von Enhanced Mode.

    Als Spannungsverstärkung wird pro Kanal eine halbe Doppeltriode ECC 83 benutzt. Die Einstellung dieser Röhre erfolgte nach den Daten aus dem Valvo Handbuch, erschienen im Juli 1971. Auf den üblichen Kathodenkondensator wurde verzichtet, so daß eine frequenzunabhängige stabile Stromgegenkopplung erfolgt.
    Der Siebwiderstand von 47 Kohm wurde so gewählt und mit Siebkondensator abgeblockt, galt es doch, eine Anodenspannung von 140-145 Volt zu erreichen.
    Diese Spannung wird beiden Gittern der folgenden ECC 82 gereicht, die in ihrer Funktion als Kathodenfolger der verstärkten Spannung der Vorröhre den fehlenden Strom zufügt, den das Schirmgitter der Endröhre benötigt. Der Widerstand von 82 Ohm an den Anoden dieser Röhre hat nur meßtechnische Bedeutung.
    Die Kathodenspannung der ECC82 regelt sich durch den 47 kOhm-Kathodenwiderstand auf den benötigten Wert von 160 Volt.
    Um die Spannungsfestigkeit dieser Röhre nicht zu überschreiten, wird die Heizung auf ca. 100 Volt "hochgelegt".

    Die Gitter 1 Bias-Spannung der Endröhre wird so eingestellt, daß ein konstanter Strom von 100 mA durch die Röhre fließt (und letzten Endes durch das Schirmgitter moduliert wird).
    Der Meßwiderstand von 2 Ohm an der Kathode der Endröhre hat Kontrollfunktion. Dieser Arbeitspunkt wird sich in aller Regel im Bereich von 30 bis 35 Volt Biasspannung einstellen.
    Bei 400 Volt Betriebsspannung u. 100 mA Strom ist die Verlustleistung der Röhre mit 40 Watt erreicht. Im Prototyp wurden über Lastwiderstand ca.8 Watt Sprechleistung gemessen. Somit hat die 509er Röhre, wie alle anderen üblichen SE Endröhren auch, einen Wirkungsgrad von 20 bis 25%.

    Der vorgesehene, speziell von Reinhöfer-Electronic entwickelte Netztransformator ist so ausgelegt, daß sowohl E - Endröhren mit 6,3 Volt Heizspannung, als auch P - Röhren mit 40 Volt Heizspannung versorgt werden können. - Von gemischter Endröhrenbestückung ist allerdings abzuraten.
    Ob P- oder E - Endröhren: Ein Heizfadenende wird auf Masse gesetzt.

    Die Vorröhre ECC 83 hat ihre eigene Heizwicklung. Der Verfasser benutzt auch hier Wechselstrom mit einseitiger Masseanbindung, kann sich aber hier durchaus eine aufwendige Siebung und Gleichspannungsheizung vorstellen. An Stelle der ECC83 Vorröhre kann auch, wegen verbesserter Kanaltrennung, eine ECC 808 (Vorsicht: anderer Sockalanschluß !) eingesetzt werden.

    Abhängig davon, welcher Endröhrentyp verwendet wird, ist die verbleibende Heizspannung für die hochgelegten ECC 82 zu verwenden. Beide Schaltungsvarianten findet man auf den Netzteil - Plänen erwähnt.

    Die neue Svetlana EL 509-II mit Oktalsockelanschluß ohne Anodenkappe besitzt einen erweiterten Gitter 1 Bias Einstellbereich, der über die vorgesehenen 32,5 Volt hinausgehen kann.
    In diesem Falle ändert man das Verhältnis der beiden 27 Kilo Widerstände vor den Trimmern auf z. B. 12 und 39 kOhm, sodaß die Summe von ca. 54 kOhm erhalten bleibt.

     

    300 Volt x 0,45 Amp.

     

    Anodenspannung

     

    80 Volt x 0,05 Amp.

     

    Bias-Spannung

    3 x

    6,3 Volt x 0,6 Amp.

     

    Heizung Vorröhren

    2 x

    6,3 Volt x 3,0 Amp.

    oder

    Heizung EL 509/19

    1 x

    40 Volt x 0,6 Amp.

    Heizung PL 509/19

    Um Brumm zu meiden, achten Sie beim Höherlegen der Heizungen für die Kathodenfolger-Röhren auf die in der Schaltung angeführte Reihenfolge der Anschlüsse. Die zwei Heizungswicklungen werden seriell geschaltet, ergeben also in der Summe 12,6 Volt.
    Der * gezeichnete Kondensator ist nicht zwingend erforderlich. Falls es krisselt, sorgt ein 160 Volt Elko, gleich welcher Größe, für Stille.
    Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, erfordert die neue EL 509-II mit ihrem erweiterten Einstellbereich eventuell eine Änderung der Bias-Widerstände.

    Ein speziell für beide Röhren entwickelter Netztrafo für diese Schaltung ist bei der Fa. Gerd Reinhöfer, R.-Breitscheid-Str. 44, 04610 Meuselwitz erhältlich.

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    Güter Grienberger sandte Reinhard vor einiger Zeit Fotos seines "in Stein gehauenen" Verstärkers, wie Günter es beschrieb, zu, mit der Zustimmung dass ich (Jogi) sie hier in Reinhards Synola-509-Seite zeigen könne. - Was ich, nachdem ich diese Bilder sah, natürlich mit Begeisterung und voller Hochachtung vor einer solchen Leistung mache !

    Hier nun die Fotos von Günter:









    Günter schrieb u.a. noch die folgenden Zeilen dazu:
    "Der verstärker klingt wirklich fantastisch, auch die absolute Brumm- und Rauschfreiheit ist einfach überwältigend!
    Ich habe die Übertrager von Reinhöfer verwendet, sowie Röhren von JJ (EL509, ECC803S, ECC802S)"