Superheterodyne-Empfänger aus 1927

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Hersteller : Kapsch Telephon- und Telegraphenfabriks-AG Kapsch & Söhne; Wien (Österreich), möglicherweise der Polyhet 7.



Zur frühen Radio-Geschichte der Fa. Kapsch:
Telephon- und Telegraphenfabriks-A.G. Kapsch & Söhne, Wien
(siehe folgendes Logo)

     1892 Firmengründung
1923 Beginn der Fertigung von radiotechnischen Erzeugnissen
1924 Aufnahme der Fertigung von Detektorempfänger und Röhrenempfängern
1926 Erster Superheterodynempfänger von Kapsch
....
1973 Ende der Radiofertigung
Die Firma ist heute noch international aktiv auf dem Gebiet der Kommunikation im weitesten Sinne des Wortes.

Kapsch stellte damals Fertiggeräte und auch Bausätze her.
Schaut man sich die Fotos, die ich auf dieser Seite zeige, genau an - ich meine speziell die, die das Gerät von der Unterseite zeigen, so erkennt man auf der Hartgummiplatte Spuren der Herstellung. Hier hat entweder ein Bastler seine Spuren von Zirkel, Reissnadel, etc. hinterlassen (wenn es ein Bastler war, dann muss er muss auf jeden Fall sehr begabt und sehr geschickt gewesen sein!), genausogut ist es aber möglich dass dieses Gerät - falls es sich hierbei wirklich um den Polyhet 7 handelt - im Kapsch-eigenen Betrieb von den Arbeitern/Arbeiterinnen sorgfältig, Grundplatte für Grundplatte, angezeichnet, gebohrt und bestückt wurde.
(Von einem Sammler, der sich auf österreichische Geräte spezialisiert hat, erfuhr ich inzwischen dass dieses Gerät mit Sicherheit kein Bausatz, sondern ein Fertiggerät war und, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - es heutzutage kein zweites Gerät dieser Bauart mehr geben würde.)

Es folgen einige Links, die weitere kostbare, sehr seltene und sehr schöne Fertiggeräte von Kapsch aus der Zeit zeigen: http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_selektophon_4_10061sp4.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_selektophon_2_10042sp2.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_reinartz_baby_1_10033rb1.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_reinartz_baby_2_10041rb2.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_wl3_wi3_10076.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_wl2_wi2_10075.html
http://www.radiomuseum.org/r/kapsch_wl2_wi2_10075.html
http://www.radio-ghe.com/sp2.htm
Österreich war ein Land, welches hervorragende Rundfunkgeräte entwickelte zu dieser Zeit - und auch noch später, man denke nur an so berühmte Firmennamen wie Radione oder, ganz besonders, an Ingelen...!
So ist es auch nicht erstaunlich dass dieses Gerät mit für damalige Zeit höchstwertigen Bauteilen gebaut wurde, die Industrie blühte zu dieser Zeit auf, und wer sein Geld über den Krieg hatte retten können, der war auch durchaus in der Lage sich solch hochwertige Produkte leisten zu können, seien es Fertig-Geräte - oder, mittels Bausätzen wie von Kapsch, sein Traumradio selbst bauen konnte (oder bauen liess).
Es konnten sich aber in jedem Fall nur sehr gut betuchte, reiche Leute so etwas in der damaligen Zeit leisten, das darf man niemals vergessen.

Zur Geschichte und zum Herkunftsort der Truhe:
Sie wurde in Rumänien verkauft, wurde jetzt (Nov. 2005) in meine "liebevollen Hände" (für nicht wenig Geld...!) überführt und übergeben.

Der Vorbesitzer stammt aus dem Kreis Banat, der Wohnort war TIMISOARA, früher TEMESCHBURG oder TEMESWAR. Es liegt im Dreieck zu Ungarn und Österreich.
Es gab einen König zu dieser Zeit, und dieser hieß KARL von HOHENZOLLERN. Er brachte, nachdem der erste Weltkrieg zu Ende war und es in Deutschland und Österreich keinen Kaiser oder König mehr gab, Rumänien zu hohem Wohlstand.

Hier ein Wappen des Königreichs Rumänien, aus dieser Zeit:


Es waren sehr viele, die aus Deutschland und Österreich nach Rumänien auswanderten damals, denn dort gab es Arbeit, es gab viel Geld was es dort für einen begabten Handwerker und Ingenieur zu verdienen gab.

So auch die Urgrosseltern des Vorbesitzers dieser Truhe. Als Bauingenieur nach Rumänien ausgewandert brachte er es dort sehr schnell zu Wohlstand, besass nach einigen Jahren sogar 14 Wohn- und Mietshäuser!
Das folgende Foto zeigt ihn, den Urgrossvater, mit seiner Ehefrau:


Der Urgrossvater vererbte das Gerät dann seinem Sohn:


(Weitere Generationenbilder (die Eltern, an die das Gerät weitervererbt wurde) zeige ich, mit Rücksicht auf die noch lebende Mutter meines Bekannten - und auch aus Datenschutzgründen nicht.

Durch den zweiten Weltkrieg und der kommunistischen russischen Besetzung fiel dieses, um diese Zeit sehr reiche Land, auf barbarische Weise wieder in fast mittelalterliche Armut und Elend zurück.



Soweit zur Geschichte zu und um dieses Gerät, ein Gerät welches, wie mir sehr viele versichterten inzwischen, kaum jemand jemals zu Gesicht bekommen, geschweige denn in ihren Besitz bekommen können, weil es einfach fast nichts mehr gibt aus dieser Zeit. Fast nur noch Museen besitzen solche und ähnliche Geräte, können sich ein solches Gerät leisten. - Um so mehr bedeutet es für mich ein "Traum-Gerät"...



Röhrenbestückung dieses Gerätes, von links nach rechts: A415, A415, A409, A409, A409, A409, B443 (mit Aussenkontakt).
(Die A415 = RE084, die A409 = RE074, die B443 = RES174d)

Die Gesamt-Maße der Truhe sind: 66,5 cm lang, 24 cm tief, 25,5 cm hoch.

Eine Funktionsbeschreibung dieses Empfängerprinzips, dem Superheterodye-Empfänger, findet man in meiner Webseite unter folgendem Link: "Grundlagen-Wissen für den Radio-Bastler".

Noch weitere Funktionsbeschreibungen findet man auch im Wikipedia, unter folgendem Link: Superheterodyn in Wikipedia







Das folgenden Bild zeigt die Rückseite des Gerätes mit dem Anschluss für die zum Betrieb notwendige Rahmenantenne.
Eine Rahmenantenne ist eine meist auf einem Rahmen mit möglichst großen Querschnitt montierte Spule aus HF-Litze, oder auch aus isolierten Schaltdrahts, welche als Empfangsantenne für Längst-, Lang- und Mittelwellen verwendet wird.
Eine Rahmenantenne besitzt eine der Ferritantenne entsprechende Richtcharakteristik (Signalminimum wenn Achse des Rahmens zum Sender zeigt - Signalmaximum, wenn Achse des Rahmens senkrecht zum Sender steht) und entspricht auch sonst in ihrer Charakteristik diesen Antennentyp. Rahmenantennen können entweder breitbandig ausgeführt sein oder abstimmbar, in dem parallel zu ihr ein Drehkondensator geschaltet ist. Dieser ist hier im Gerät eingebaut.


(Im Link findet man eine Bauanleitung für eine solche Antenne, diese muss in der induktiven Mitte angezapft werden.)
Die Funktionsweise (Ausrichtungsachse) einer solchen Antenne verdeutlicht das folgende, von Wolfgang Holtmann erstellte Bild:


(Aus Platzgrü�nden wurden die magn. Feldlinien der Sender so wie im Bild gezeichnet. In Wirklichkeit laufen diese konzentrisch um die Sendeantenne!)











Einer der beiden (identischen) Drehkos, beide von Kapsch & Söhne:





Man beachte die Übereinstimmungen im Wappeninneren (oben, auf dieser Seite) mit dem Stempel im Truhendeckel...













Wenn man sich in den letzten oberen Fotos rechts oben die Anschlüsse für den Ausgangs-Klinkenstecker ansieht, dann erkennt man, auf beiden dieser relaysartigen Buchsenschalter eine Einprägung. Diese ist im folgenden Bild als Vergrösserung zu sehen:



Hier nochmals der Zwischenübertrager in Nahaufnahme. Auch hier das Logo von Kapsch & Söhne:



Unterhalb des Zwischenübertragers findet sich ein Kondensator:





Auch er stammt also von Ingelen.



Ganz links, mittig, findet sich ebenfalls ein Kondensator von Ingelen:













Die im folgenden Bild erkennbare Spule ist der Arbeits"widerstand" der Oszillatorröhre, von dort geht es über den darunterliegenden Kondensator auf die Rückkopplungswicklung der Oszillatorspule (O2 - 130-600m). Vermutlich gab es für andere Wellenbereiche noch andere Steckspulen.







Ganz oben (in folgenden Foto) mittig ist ein drehbarer Widerstand (Rheostat) erkennbar, mit Bleistiftstrichen links mit einem Plus-, recht mit einem Minus-Zeichen gekennzeichnet. Der Konstantandraht ist sehr dünn, also ist es ein hochohmiger Widerstand.
In meinem Forum schrieb Detlef dazu, es müsse sich hierbei um den Regler für die Gittervorspannung (Verstärkung) für die ZF-Stufen handeln.

Detlef schrieb weiterhin noch dazu:

Der Empfangsbereich liegt sehr günstig. Die 130 - 600 m entsprechen 1,87 MHz - 500 kHz, also mehr als MW-Bereich. Die zwei Einzeldrehkos im Zusammenhang mit den vier (abstimmbaren) Spulen unter dem Chassis, ja das ist ein Super(het) (erodyn-Empfänger), wobei der Gleichlauf von Oszillator- und Vorkreis aber noch manuell einzustellen ist. Auch die ZF-Frequenz wird für heutige Verhältnisse bei sehr niedrigen 30 - 150 kHz liegen.



Das folgende Bild zeigt einen der beiden, die nächsten beiden Bilder dann nachfolgend beide vorhandenen LOEWE-Widerstände, und zwar die schon von der 3NF bekannten eingeschmolzenen Typen, siehe auch meine Loewe-Roehren-Seite. Diese sind direkt auf die INGELEN Kondensatoren montiert, also parallelgeschaltet - ss sind die RC-Gitterkombinationen vor der Misch- und Audionröhre.







In den folgenden zwei Fotos erkennt man Schiebe-Rheostate, davon sind insgesamt vier auf der Grundplatten-Oberseite verbaut worden. - Eine vorher von mir nie gesehene Bauart eines Rheostaten...







Der seitliche Anschluss an die B443 (RES174d) :





Im folgenden Bild erkennt man die Beleuchtungsanschlüsse der Drehko-Beleuchtung. Mittig, der Verteiler, ist ein Drehschalter - auch eine vorher nie gesehene und sehr seltene Konstruktion, sehr aufwändig hergestellt:



Drehe ich den Knebel nach links, so drehe ich ihn vom Schalter ab. Aber nach rechts gedreht, schalte ich die Beleuchtung ein/aus :



Hier habe ich den Knebel nach links gedreht und ihn somit vom Schalter gelöst. Auch die Messinghaube habe ich entfernt, man erkennt das innere, auf einem Keramikträger aufgebaut (der Drehschalter ist hier in Stellung "Licht aus"):





Der rechte Rheostat für die Heizungseinstellung einer der Röhren, es ist der auf der Frontplatte unten rechts angebrachte:



Hier ist, in der Bildmitte, noch ein Kondensator zu erkennen:





Es folgen Fotos des Anschlusskabels:





Einer der beiden sich an beiden Gehäuseseiten befindlichen Deckelarretierungen:



Der Adapterstecker, an diesem soll entweder ein Kopfhörer oder ein Trichterlautsprecher angeschlossen werden. Der Stiftdurchmesser des Klinkensteckers liegt bei etwas über 6 mm:


Der folgende Link zeigte einen der vier HF-Trafos, von aussen und von innen.

Wer sich für die weitere Verdrahtung interessiert, der sollte diesem Link, der auf eine weitere Seite führt, folgen.
Es ist auch ein Schaltbild darin vorhanden, welches in Zusammenarbeit mit Detlef und Wolfgang, die sich, nur anhand dieser im Link vorhandenen Fotos, ein Schaltbild per Hand zeichneten - ich habe es dann sauber mit sPlan gezeichnet.


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