Ein Super-Regenerativ-Empfänger - Selbstgebaut !

In allen meinen bisherigen Empfängerschaltungen, die ich zum Nachbau empfahl, stellte ich immer "nur" Einkreis-Empfänger vor, sogenannte "Audione". Diese Empfänger haben zwar den Vorteil, daß man sie leicht nachbauen und bedienen kann - sie sind aber doch sehr unempfindlich, was den Empfang weiter entfernter Sender anbelangt.
Man hat nun einerseits die Möglichkeit, eine Hochfrequenz-Verstärkerstufe, mit einer Röhre, in eine solche Audionschaltung einzubauen (wie ich es in Kürze hier vorstellen werde...) - andererseits - warum denn nicht gleich einen "Super" bauen, einen Super-Regenerativ-Empfänger? Mit nur einer einzigen Röhre ?!
Das Kennzeichen eines Regenerativ-Empfänger - eine Weiterentwicklung des Reflex-Empfängers, den ich im auch demnächst folgenden Artikel zum Nachbauen vorstellen werde - besteht im Prinzip darin, daß dieselbe Röhre zweimal zur Verstärkung dient; sie wird zuerst als Hochfrequenz-, danach als Niederfrequenzverstärker verwendet. Weiterhin wird dieselbe Röhre auch noch zur Gleichrichtung, als Demodulator, genutzt !

Doch nun genug der Vorgeschichte, hier nun zur Schaltung:
Im ersten Bild stelle ich zunächst einmal die Schaltung eines solchen Empfängers vor, nach dem Amerikaner Flewelling. Diese Schaltung, die sich in den Vereinigten Staaten damals größter Beliebtheit erfreute (bei uns aber kaum bekannt war) wird nur mit einer einzigen Röhre betrieben. Diese dient gleichzeitig als Schwingungserzeuger (Oszillator), Verstärker und Detektor. Die Leistung des Apparats entspricht an einer guten Hochantenne der eines normalen Dreiröhrenempfängers! - In größerer Nähe einer Sendestation kann man sogar ohne Antenne und Erde empfangen. Auch mit Innenantennen sind ausgezeichnet Ergebnisse erzielbar. Die Abstimmung der Schaltung ist zwar nicht gerade einfach; die volle Leistung wird man also erst nach einiger Einarbeitungszeit herausholen.


Die Spulen L1 und L2 können Honigwaben-, Flach- oder Schlitzspulen sein. Die Selbstinduktion der Kopplungsspule L2 soll etwa zwei Drittel der Selbstinduktion von L1 betragen. - Für Mittelwellen-Empfang sollte also L1 einen Wert von ca. 50 Windungen und L2 von 75 Windungen haben.
Beide Spulen werden auf einem 2-fach-Spulenschwenker gesteckt - in meiner Site Baupläne für Batterie-Empfänger wird der Selbstbau eines solchen Spulenschwenkers genau gezeigt.
Der parallel zur Primärspule liegende Drehkondensator besitzt eine Kapazität von 500 pF. - Er muß - ebenso wie der Heizwiderstand - abgeschirmt werden.
Der Gitter- und der Kopplungswiderstand sind Potentiometer von jeweils 1 MOhm. - Das Gitter-Potentiometer sollte man ruhig auf 1,5 MOhm erhöhen - die Einstellungen auf den Sender sind evtll. hinterher weniger problematisch.
Die Röhre - ich habe hier eine RE 084 vorgeschlagen - kann auch durch eine RE 074 oder ähnliche ausgetauscht werden. Als Heizwiderstand wird ein Drahtpotentiometer von 25 Ohm verwendet.
Zur Stromversorgung wird eine Netzanode verwendet, wie ich sie bereits in meiner Site Baupläne für Batterie-Empfänger vorstellte.
- Wer will, kann aber auch 9 - 10 Stück 9-Volt-Blockbatterien hintereinanderschalten, um an etwa 80 - 90 Volt Anondenspannung zu kommen. Ein Problem würde dann nur die 4-Volt-Heizung für die Röhre bedeuten - da die Röhre auch mit 3,6 Volt noch zuverlässig arbeitet, könnte man auch 3 Stück 1,2-Volt-Accu's hintereinander schalten. - Dann kann natürlich auch der Heizungsregler, das Drahtpotentiometer, entfallen.

Zur Bedienung des Super-Regenerativ-Empfängers:
Man stellt zuerst die hochohmigen Potentiometer auf ihre Höchstwerte ein, verändert die Spulenkopplung, bis es im Kopfhörer leise pfeift und stimmt dann die Kopplung und den Drehkondensator vorsichtig ab, bis man die gesuchte Station hört. Nun reguliert man die beiden Potentiometer auf besten Empfang ein und stimmt schließlich Spulenkopplung und Drehkondensator nochmals nach.
- Hört sich etwas kompliziert an - ist es auch, aber: man wird durch außergewöhnlich guten, trennscharfen Empfang belohnt. - Und das mit nur einer Röhre !!
Wer will, kann den Spulenkoppler mit den beiden Spulen auch durch einen Variometer ersetzen, dann könnte auch der Drehkondensator durch einen Festwert-Kondensator ersetzt werden. Hier müßte der ideale Wert, der in etwa zwischen 500 und 1000 pF liegen kann, durch Austesten ermittelt werden.


Ein weiterer Superregenerativ-Empfänger, welcher sich durch verhältnismäßig leichte Einstellbarkeit auszeichnet - dafür aber etwas aufwändiger im Nachbau - ist die folgende Schaltung:



Diese Schaltung benötigt keinen Erdanschluß. Es werden zwei Variometer, welche ich bereits in meinem Artikel
"Variometer - Selbstgebaut !" vorgestellt habe, benötigt.
Zur Abstimmung des Primärkreises dient ein Variometer Var.1. Dieser Primärkreis-Variometer ist mit der zusätzlichen Spule L in Reihe geschaltet. Diese Spule ist auf einem einfachen Spulenkörper von 63 mm Durchmesser (Papprohr, PVC o.ä.) gewickelt. Es werden 90 Windungen, mit Abzweigungen an der 30., 60. und 90. Windung, mit Baumwolle oder Seide (Kupfer-Lackdraht kann auch benutzt werden) umsponnener Kupferdraht von 0,55 mm Stärke benutzt.
- Im Primärkreis hier einen Drehkondensator einzusetzen ist unnötig, weil das Variometer Var.1 eine genügend feine Abstimmung gestattet.
Der Anodenkreis wird durch das Variometer Var.2 abgestimmt, welcher in der größe mit dem Variometer Var.1 übereinstimmt.
Die Honigwabenspule L1 hat 1250, die Honigwabenspule L2 1500 Windungen. - Beide Spulen werden nicht in der üblichen Weise miteinander gekoppelt, sondern 15 bis 20 cm voneinander entfernt, in derselben Achse und Ebene angeordnet. - Der günstigste Abstand der beiden Spulen voneinander sollte vor der endgültigen Befestuigung ausgetestet werden.
Die einzige Röhre soll mindestens 10 Milliampere Anodenstrom haben; empfehlenswert ist die Verwendung der RE 134.
Um diese Röhre auf 10 mA Anodenstrom einzustellen, muß hierfür ein Meßgerät in der Anoden - Versorgungsleitung zwischengeschaltet werden, dann wird man die Anodenspannung soweit erhöht, daß der Anodenstrom über 10 mA steigt. Die so ermittelte Spannungshöhe ist dann die für diese Schaltung benötigte.
- Es versteht sich von selbst, daß hierzu keine Konstruktion wie oben vorgeschlagen - Block-Batterien in Reihe geschaltet - verwendet werden kann...

- Viel Spaß beim Nachbauen !

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