RÖHRENVOLTMETER / VIELFACHMESSGERÄT "URI" BN1050 VON
ROHDE & SCHWARZ
Hinweis ! Diese Seite ist ausschliesslich nur für den privaten und nicht für den
gewerblichen Gebrauch (z.B. Internet-Auktionen !) bestimmt.
Es dürfen keine Fotos und Texte ohne meine vorherige Zustimmung verwendet werden !
Die folgenden Fotos samt Schaltbild sowie die Beschreibung stellte mir Dr. Sieghard Brodka freundlicherweise
zur Verfügung.
Das Präzisionsmeßgerät "URI" BN1050 des Münchner Traditionsunternehmens für hochkommerzielle
Meß- und HF-Technik (gegr.1938, mit Voranfängen schon früher), im Grunde ein kombiniertes Spannungs-,
Strom-, Widerstands-Meßgerät mit Basisschaltung als Röhrenvoltmeter, wurde in den 50-60er Jahren
produziert. Es war einst in vielen Service-Stellen der beruflichen Radio-, Elektronik- und frühen TV-Branche anzutreffen,
kennzeichnete damals einen hohen Stand der Analog- und Röhrentechnik (Werkscode BN 1050).
Durch fünf große Meßbereichs-Drehschalter konnte man vorteilhaft ebensoviele Meßkanäle
unabhängig erfassen bzw. vergleichen, ohne die Kabel oder Eingänge zu wechseln.
ZB. waren eine Gleich- und Wechselspannung parallel, andrerseits ein Gleich- bzw. Wechselstrom eines Betriebkreises in
Reihenschaltung nur durch Bereichsumschaltung zu erfassen.
Grob eingeteilt arbeitete es in den Bereichen: Gleich-/Wechselspannung bzw. Dezibel, Gleich-/Wechselstrom, Widerstand.
Erweitert mit äußerem Generator war auch eine Scheinwiderstands-, Induktivitäts- und Kapazitätserfassung
in großen Bereichen möglich. Einschränkungen ergaben sich aus geerdeter bzw. symmetrischer Anschaltung im
Meßkreis.
Die Leistungen und Meßgrößen waren sehr weitreichend :
Gleichströme von 0,002 Mikroampere(!)....1A,
Gleichspannungen von 20 mV.....300 V bzw. 30 kV (Tastkopf),
Wechselspannungen von 0,1 V....300 V (max. 20 MHz bzw. geerd. Anschluß 1000 V / 100 Hz od. 4,5 kV Spitze / max. 200
MHz),
Wechselströme von 0,1 mA.....1 A ( max. 20 MHz),
Spannungspegel von -20...+52 dB bei max. 250 MHz,
ferner Widerstandsbereiche von 10 Ohm....1000 MOhm, je 7 Größenbereiche durch Drehschalter wählbar.
Das Präzisions-Drehspulinstrument zeigte in überwiegend drei Dekaden-Anzeige auf 7 Skalen an, wovon zwei
Doppelskalen waren. Als Spezialausführung mit ca. 8 6mm-Bogenlänge war die Drehspule schwingungsbedämpft, die
Nullkalibrierung war durch vier Poti's auf der Bedienplatte als Hauptabgleich bzw. im jeweiligen Meßbereich als
Einzelabgleich vorzunehmen. Zur einwandfreien Messung, besonders im HF-Bereich, war die Gehäuseerdung über eine
Sonderbuchse vorgeschrieben. Die Meßkabel waren über zwölf 4 mm-Buchsen auf einer unteren stabilen Leiste
anzuschließen, für den HF-Wechselspannungstaster über geschirmtes Kabel war eine eigene 5-Pol-Tuchelbuchse
eingebaut.
Die Anzeige-Fehlergrenzen betrugen von 2-3% je nach Strom- bzw.Spannungs-HF-Wertgröße (HV-getastet
max. 6%; Fehler auch höher bei Maximal-HF-Schwingungen), bei Wechselströmen auch 4%, bei Widerstandsmessungen
5-10% mit Zunahme zu Extremwertmessungen.
Für die Vielseitigkeit und den flexiblen, schnellen Einsatz des Geräts waren das zufriedenstellende Werte.
Zubehör:
Neben einem Paar Normal-Flexikabeln gab es im Lieferumfang den extern anschließbaren HF-Wechselspannungs-Tastkopf
(BN 10501) mit der eingebauten Subminiaturröhre VR 92 oder EA 50 zur Gleichrichtung (Arbeitsbereich 10 kHz...250 MHz),
ein ergänzender Vorsteckteiler (BN 10502) erweiterte den Meßbereich auf das 10fache. Ein anderer, hochisolierter
HV-Tastkopf (BN 10503 mit 990 MOhm-Innenwiderstand) war für die Hochvoltmessung beigeben. Als viertes
Zubehör war noch ein Gleichspannungstaster (BN 10504) mit 1 pf-Kapazitivwert im Lieferumfang zur
unbelastenden Messung an HF- oder Oszillator-Kreisen, Röhrenelektroden etc..
In der Schaltung arbeitete die Doppeltriode ECC 40 als Hauptröhre (Gleichstromverstärker in
überlastungssicherer Brückenschaltung, spannungskompensiert), die Doppeldiode EB 41 (Meßstromgleichrichtung
nach symmetrischem Delon-Prinzip), eine Stabi-Glimmröhre STV 100/60 Z II zur Betriebsspannungsstabilisierung, ferner
ein Selen-Plattengleichrichter (gekapselt) und eine Ge-Diode.
Restliche Bauteile waren in bester Dauerqualität, wie verlötete Sicatrop-, Polyesterfolienwickel- und
MP-Kondensatoren, gelackte bzw. drahtgewickelte 0,5%-Präzisionswiderstände, davon einige bei Wechselstrom-Messung
im eigens geschirmten Gehäuse. Die Netzanschaltung geschah universell von 110...220 Volt / Schukoanschluß
(Stahlblechgehäuse/Abmessungen 32 x 23 x 23 cm, R&S-Normkastengröße Nr.35, Gewicht 10 kg).
Im Gerätedeckel fanden alle Meßkabel und Tastköpfe mit ordentlicher Befestigung Platz. Das
Anleitungs-/Bedienbuch, Format DIN A5 mit ausführlichen Erklärungen, Teilelisten, Schaltungsplänen umfaßt
rund 40 Seiten, es lag in späteren Jahren nur als Werkskopie vor.
-- Lange bevor hochohmige FET-Transistormeßgeräte ab den 80er Jahren preisgünstig zu kaufen waren, war das
Röhrenvoltmeter-Prinzip über rund 5 Jahrzehnte die einzige Möglichkeit, an hochohmigen bzw. HF-Schaltungskreisen
genau und funktionsstabil elektrische Meßwerte zu erfassen. Es arbeitet auch heute noch verläßlich.
Dr. Sieghart Brodka, Info: sieghartbrodka@web.de
Frontansicht des R&S-Röhren-Vielfachmeßgeräts "URI" im Kontrast-Design der 50/60er-Jahre
Innenaufbau des URI-Meßgeräts mit Netztrafo, ECC 40, Stabiröhre, EB 41, unten
Drehspulinstrument-Gehäuse und Kalibrierungs-Poti's (v.l.)
Erweiterte Innenansicht des "URI" mit Präzisions-Widerständen und C-Bauteilen
Für an diesen Daten Interessierte habe ich hier einen Link auf eine pdf-Datei mit der
Schaltbild zum URI platziert (ca. 1,2 MByte). Sie zeigen den Hauptschaltplan mit Röhren und
Netzteil, die Schaltplan-Ergänzung inkl. HV- bzw. HF-Tastkopf sowie eine Abbildung des "URI" komplett mit
Meß-/Tastköpfen und Kabeln im Anleitungsheft
Arthur sandte mir die komplette Anleitung, bestens eingescannt, zum URI BN1050 zu - für an diesen Daten
Interessierte habe ich es hier als Link auf eine PDF-Datei mit der Anleitung zum URI BN1050
platziert. (ca. 2,2 MByte)